Armin Philipp: Natürlich muss ich ja als Arbeitgeber eigentlich ein Interesse daran haben, dass die Inzidenzen niedrig sind. Man sieht ja auch, dass die Bundesländer in denen die Inzidenzen steigen, hinter den Kindern immer mit Zeitverzögerung die Gruppe der Elterngeneration folgt. Das heißt: Es ist eine Frage der Zeit, bis das auch in die Arbeitnehmergruppe einschlägt. Genau das ist es, was ich nicht verstehe. Wenn ich als Politiker oder Arbeitgeberverband Interesse habe, dass die Wirtschaft wenig leidet, muss ich eigentlich daran interessiert sein, dass Schutzmaßnahmen beibehalten werden. Das ich sie so dosiere, dass die Schüler wenig leiden und in die Schule gehen können, aber dass man trotz alledem nicht eine Durchseuchung zulässt.
Aber diesen Widerspruch, den haben wir seit letztem Jahr. Man hat ja fast schadenfreudige Kommentare gelesen, dass Neuseeland mit dem Pandemiemanagement gescheitert sei, übersieht dabei aber komplett, dass das Land während der ganzen Pandemie nahezu ein fast normales Leben führen konnte. Dort wo es Ausbrüche gab, hat man dann teils harte Maßnahmen gesehen, die dann aber nur kurz von Nöten waren. Natürlich ist Neuseeland eine Insel und nicht komplett auf Deutschland übertragbar.
Aber wenn Europa seine Außengrenzen geschützt hätte, worauf man sich nicht einigen konnte, dann hätte man innerhalb Europas auch ein Inselstaat sein können. Das hat man nur nie versucht und auch nie geschafft. Dort wo die Inzidenzen am niedrigsten sind, leidet die Wirtschaft am wenigsten.
Wenn ich rechts und links wegschaue, wenn ich Studien ignoriere und mir Expertengremien baue, die mir sagen, was ich hören möchte… Ich komme auch manchmal selbst ins Zweifeln und hinterfrage meine eigene Position. Es gibt auch Kollegen von mir, die würden das was ich sage, als Panikmache sehen. Aber ich bin kein panischer Mensch. Ich war auch im letzten Jahr arbeiten und hatte nicht permanent Angst und Sorge. Natürlich habe ich dabei aber getan, was ich für den Schutz von mir und meinem Team leisten kann.
Ich lese viel zu Forschungsergebnissen auf PubMed, sehe aber nicht die Studien, die das hergeben, was da von den Experten der Kultusminister verkündet wird. Teilweise steht ja noch nicht einmal in den Studien auf die man sich beruft, das drin, was dann aber als Fazit gezogen wird.
5 Comments
Caro · 28. Oktober 2021 at 9:27
Danke für den aufschlussreichen Artikel. Ich verstehe allerdings nicht die Fixierung der Aktion auf Masken und Luftfilter. Masken sind doch einfach nur doppelt-gempopoelt, wenn die Kids sowieso getestet sind (und teilweise sogar getestet und geimpft). Und der Nutzen von Luftfiltern ist ja ohnehin sehr umstritten – also dass sie die Luft reinigen ist klar, aber ob dadurch weniger Übertragungen stattfinden, wurde ja nie erforscht. Hingegen sind die von Eltern lautstark geforderten Flrdermittel von Bund und Ländern natürlich ein Riesengeschäft für die Hersteller. Hier eine interessante Recherche: https://www.deutschlandfunkkultur.de/blinder-aktionismus-die-last-mit-den-luftfiltern-im.1005.de.html?dram:article_id=504557
Was ich bei TeamKinderschutz irgendwie vermisse, ist dass Kinderschutz ja nicht nur mit Covid zu tun hat. Die Kinder sollen Spaß haben in der Schule, Schule soll ein positiver Ort sein, wo man hingeht, um zu lernen, seine Freunde zu sehen etc. Wenn es in jedem Verein am Nachmittag entspanntere Regeln gibt, hat das dann nicht langfristig Auswirkung auf Lernen, Bildung etc?
Gunnar Hamann · 28. Oktober 2021 at 9:50
Was Luftfilter angeht, bin ich auch nicht mehr davon überzeugt, dass diese für die Zeit der Pandemie überhaupt noch angeschafft werden können. Dazu reicht die Zeit wahrscheinlich nicht mehr und der politische Wille auch nicht. Das dahinter auch eine Lobby steht, verwundert mich jetzt eher nicht. Natürlich wollen die Hersteller ihre Geräte verkaufen. Vielleicht wird mit der neuen S3-Leitlinie (so Mitte/Ende November erscheint die) da mehr Klarheit herrschen, wie das Thema von den Verbänden betrachtet wird, wenn sich da eine einheitliche Position abzeichnet.
Ob Schule ein positiver Ort ist, hängt sicherlich nicht allein von der Initiative ab, aber ich vermute mal, Sie haben da ein bestimmtes Bild von der Initiative an sich. Es handelt sich ja um eine monothematische Initiative, insofern würde ich persönlich da jetzt nicht eine Umkremplung des Bildungssystems erwarten. Die letzte Frage ist interessant. Allerdings wäre ich da vorsichtig mit einer klaren Beantwortung, weil ja auch Kindern und Jugendlichen im Freien die Möglichkeit eingeräumt wird, sich mit gleichaltrigen ohne Masken zu bewegen. Da ein Impfangebot für U12 auch nicht mehr in so weiter Ferne ist, würde ich persönlich auch eher für Vorsicht plädieren.
Was die psychischen Auswirkungen angeht, gibt es aus den ersten beiden Wellen Ergebnisse der COPSY-Studie. Im Prinzip müsste mehr für benachteiligte Gruppen (Migrant:innen und von Armut Betroffene) von Bund-/Länderseite getan werden, um diese Gruppen aufzufangen. Mehr zur COPSY-Studie: https://www.youtube.com/watch?v=MeJcNybYNBw. Die Leopoldina hat in diesem Zshg. auch eine ad-hoc-Stellungnahme: https://www.leopoldina.org/uploads/tx_leopublication/2021_Corona_Kinder_und_Jugendliche.pdf.
Leonie Beyerle · 30. Oktober 2021 at 13:37
Anmerkung zur Wirksamkeit von Kita- und Schulschließungen: Deren Wirksamkeit ergibt sich nur in Verbindung mit weiteren Maßnahmen wie Home Office. Es war schon früh klar, dass die Schließungen lediglich der Hebel sind, um die Eltern zu Hause zu halten und im Verbund eine hohe Reichweite von Maßnahmen zu erreichen.
Team Kinderschutz: Initiative fordert Bildungspolitik zum Handeln in der Pademie auf - Team Kinderschutz · 26. Oktober 2021 at 11:30
[…] Author Gunnar HamannMedium https://ostprog.deOriginal Artikel https://ostprog.de/team-kinderschutz-initiative-fordert-bildungspolitik-zum-handeln-in-der-pandemie-… […]
Pandemie an Schulen: WDR bietet Plattform für umstrittenen Verein - OSTPROG · 27. Oktober 2021 at 21:18
[…] fehlt, der die Vermutungen einiger, darunter auch des Mitglied der Initiative Team Kinderschutz – Impfarzt Armin Philipp – klar belegen […]