Ich habe mich damit abgefunden. Aus der Politik heraus und auch von den meisten pädiatrischen Gesellschaften wird keine Wiederbelebung der Debatte um den Mund- und Nasenschutz zu erwarten sein. Zu eingetreten scheinen die Pfade, auf die man sich jeweils auf Grundlage der eigenen Gewissheiten begeben hat.
Es gibt aber eine Hoffnung. Die ruht jedoch auf unseren Schultern, respektive im eigenen Gesicht, an dessen Nase wir uns packen müssen. Der Begriff „Eigenverantwortung“ wurde leider in der Vergangenheit politisch zu sehr ausgeschlachtet und umgedeutet. Doch dieser gehört uns. Eigenverantwortung heißt auch für seine Gesellschaft tätig zu werden und nicht allein bei der bloßen individuellen Freiheit stehen zu bleiben. Wer jede Form von kollektiver Freiheit als Ausdruck eines Verlangens nach Kommunismus deutet oder parallel dazu jede Betonung individueller Freiheitsrechte als Libertarismus, verkennt die janusköpfige Bedeutung beider Freiheiten in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung.
Solche alten Denkmuster neu aufzurollen, ist eine große Aufgabe. Sie ist jedoch nicht unlösbar, es sei denn wir geben auf. Es gibt sie noch. Menschen, die in der Öffentlichkeit für andere eine Maske tragen. Das sollten wir anerkennen, statt auf diese hinabzuschauen. Wahre Eigenverantwortung erfordert Mut.
Wer bei diesem Appell schon einknickt, weil eben nur noch auf „die da oben“ geschielt wird, hat sich von der Umdeutung dieses Begriffs selbst vielleicht ein Stück weit „high“ machen lassen und wird dem nun Folgenden vermutlich überhaupt nichts abgewinnen können, aber: In ähnlicher Weise sollten wir mit dem Begriff „Querdenken“ verfahren.
Auch ich habe irgendwann in diesem Begriff kaum noch die alte Lesart entdeckt. Kein Wunder, wenn dieser von einem Personenkreis reklamiert wurde, der sich von Wissenschaft und Fakten entfernt hat. Doch etwas verändert sich gerade. Die Bewegung zerfällt derzeit zusehends. Dies kann man sagen, ohne zugleich das weiter bestehende Gefahrenpotential, insbesondere in kleineren Ortschaften Sachsens, zu negieren. Auf diese weiterhin bestehende Gefährdungslage wies auch Michael Nattke vom Kulturbüro Sachsen auf einer Podiumsdiskussion des Zentrum Liberale Moderne hin. Der allgemeine Rückgang bleibt jedoch vorläufig ein zu den vorherigen Jahren positiver und gegenläufiger Trend.
Aus der Politik ist gerade deshalb mit wenig Unterstützung zu rechnen, weil man die Bewegung nicht wieder stärken mag. Gerade deshalb muss der Wandel aus der Gesellschaft heraus entstehen. Sind nicht eigentlich im ursprünglichsten Sinne des Wortes diejenigen Querdenker, die sich entgegen der breiten gesellschaftlichen Ignoranz dafür entscheiden, ins Handeln zu kommen? Die echte Eigenverantwortung leben?
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