Die Kultusministerkonferenz und Lobbyverbände spielen offensichtlich weiter ein Spiel mit der Bevölkerung. Schulen als KRITIS einzuordnen, scheint ein weiterer Versuch in diesem Spiel zu sein. Das spricht für einen moralischen Werteverfall in der politischen und gesellschaftlichen Kultur, der bedauerlicherweise ausgerechnet auf eine pandemische Situation trifft. Transparenz ist in einer Krise unabdingbar, denn nur so lässt sich eine gemeinsame Kraftanstrengung zur Überwindung der Notsituation erreichen.
Es wird immer offensichtlicher – auch für diejenigen, die es bislang nicht wahrhaben wollten –, dass es den Bundesländer nicht um den Schutz von Kindern und Jugendlichen geht, sondern Präsenzunterricht um jeden Preis. Eine am Tag der Kultusministerkonferenz in verschiedenen Medien besprochenen Studie (Preprint weiterhin nicht veröffentlicht) wollte herausgefunden haben, dass 500 Kinder und Jugendliche Suizidversuche im Zeitraum vom 15. März bis 31. Mai (zweiter Lockdown) unternommen hätten.
Dass dieses Ergebnis auf Schätzungen beruhte und somit nur sehr eingeschränkt aussagefähig war, wurde von Journalist:innen so gut wie nicht thematisiert. Doch die Zahl stand. Ein entsprechendes Schaubild der SVZ wurde auf Twitter tausendfach geteilt. Eine korrekte Einordnung zur Studie wurde im FOCUS durch Göran Schattauer am 12. Januar veröffentlicht.
Twitter-Nutzer Dalibor Topić stellte fest, dass einer der Studienautoren – Dohna-Schwake – im Interview mit der Deutschen Unternehmens-Plattform am Tag der Berichterstattung noch einen kausalen Zusammenhang hergestellt hatte, den er im FOCUS dann aber widerrief.
Der gesellschaftliche Schaden ist enorm. Die immer wieder herbeigeredete Spaltung der Gesellschaft wird durch solche Berichterstattungen möglicherweise noch zur selbsterfüllenden Prophezeiung, denn in den entsprechenden Telegram-Gruppen hat sich diese Sichtweise nun festgesetzt. Eine Falschinformation ist leicht gesetzt. Der Aufwand zur Korrektur ist um einiges höher.
Präsenzunterricht um jeden Preis? Mit Blick nach Frankreich vielleicht keine gute Idee. Ich erinnere mich noch an die Kultusministerkonferenz vom 8. Oktober. Am Ende des Gesprächs zeigte sich der Pressesprecher sichtlich davon enttäuscht, dass man fast ausschließlich über Corona und nicht die ausgearbeiteten Konzepte der Minister:innen zur Digitalisierung an Schulen habe sprechen wollen.
Mein Vorschlag: Wenn es wirklich Fortschritt gibt, wie angekündigt, dann lasst die Schulen daran jetzt teilhaben oder bestätigt eure Arbeitsverweigerung. Sollte es letzteres sein, wäre es vermutlich nicht überraschend, wenn diese Haltung auch andere übernehmen.
2 Comments
Counter Disinformation Project - OSTPROG · 4. August 2022 at 23:39
[…] Something also called for by the Initiative Familien, despite arguments to the contrary made by experts. Germany’s Federal Research Minister Bettina Stark-Watzinger (FDP) has also repeatedly called for […]
Counter Disinformation Project - OSTPROG · 5. August 2022 at 0:18
[…] zu machen.“ Das fordert auch die Initiative Familien, trotz gegenteiliger Argumente von Experten. Auch Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat immer wieder gefordert, Schulen […]