Im Jahr 1914 spaltete sich die SPD in zwei Lager. Das erste Lager bestand aus gemäßigten Sozialdemokraten, die für eine Bewilligung von Kriegskrediten eintrat. Die Mehrheitssozialdemokratie (MSPD). Das weitere Lager der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) gründete sich als spätere Konsequenz aus diesem Bruch im Jahr 1917. Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann (beide MSPD) wurde bereits zu dieser Zeit vorgeworfen, die Prinzipien der Sozialdemokratie „verraten“ zu haben. 1918 sagte Karl Liebknecht (USPD) öffentlich: „Die SPD hat uns verraten.“
Zur Jahreswende 1918/1919 ging aus der USPD schließlich die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) hervor, gegründet von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. In der Presse wurden sie angefeindet und befanden sich längere Zeit auf der Flucht, bis sie schließlich am 15. Januar 1919 nach einer Verhaftung durch Hauptmann Waldemar Pabst ermordet worden.
Trotz des Namens, waren nicht alle Mitglieder der KPD stramme Kommunisten. Es gab weiterhin einen rechten Parteiflügel, der erst 1922 in die SPD zurückkehrte. Die SPD referierte selbst 1930 in einem Pamphlet auf den Spruch.
Dass die Worte später auch von den Nationalsozialisten gebraucht wurde, ist unumstritten. In der nationalsozialistischen Version heißt es: „Wer hat uns verraten? Die Sozialdemokraten! Wer macht uns frei? Die Hitlerpartei!“
Zugleich ist der Spruch auch heute noch gesellschaftlich allgemein gebräuchlich. Etwa im Lied „Wer hat uns verraten?“ des Künstlers Marc-Uwe Kling. Auch in der politischen Kultur, sei es bei Grünen, Linken oder Christdemokraten, ist der Spruch gebräuchlich. Mitglieder antidemokratischer Parteien gebrauchen den Ausspruch ebenfalls. Selbst das langjährige SPD-Mitglied Christian Wolff hat eingeräumt, den Slogan in seiner Jugend verwendet zu haben, als die Union mit der SPD 1966 eine Koalition einging. Dass diese Wortwahl wenig differenziert ist, wie Carsten Schneider (MdB, SPD) 2014 im Zusammenhang mit einer Demonstration in der Thüringer Allgemeinen bemerkte, gehört natürlich ebenfalls zur Wahrheit dazu.
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