Ein wichtiger Ansprechpartner für die Klimaaktivist:innen ist René Rebenstorf, der seit 2018 als Beigeordneter in der Stadtverwaltung Halle den Geschäftsbereich Stadtentwicklung und Umwelt leitet. In der Stadtverwaltung hat HalleZero auch die Teilnahme der Stadt am Wattbewerb angeschoben, einer Initiative, die Städte für einen beschleunigten Ausbau in der Photovoltaik gewinnen möchte. Das Klimabündnis in Halle hat auch die Idee eines Runden Tisches zum Klimaschutz innerhalb der Stadtverwaltung angestoßen, wie Marco Gergele berichtet.
Obwohl HalleZero diese Idee im Klimabündnis mitgetragen hat, gibt es jedoch noch Verbesserungspotential in der gemeinsamen Kommunikation: „Es gab (…) leider ein durcheinander, weil die Stadtverwaltung HalleZero mit dem Klimabündnis verwechselt hat. Was HalleZero hereingetragen hat, noch vor dem Klimabündnis, ist die Idee, die Tische zu einzelnen Sektoren der Klimatransformation zu machen, sprich: Photovoltaik, Mobilität oder Wärme.“
Doch auch an der Stadtverwaltung gibt es Kritik. Susanne Bär bemerkt im Gespräch etwa: „Die Stelle (…) für die Fachbereichsleitung Mobilität der Stadt wurde (…) [i]ntern vergeben, an jemanden der keine Expertise hat. Postengeschacher, ganz, ganz schlimm. Ich glaube es hätte genug Experten von außerhalb gegeben, die der Stadt gutgetan hätten. (…) Da sollte jemand sitzen, der Verkehrswissenschaftler ist, der weiß, wie man Mobilität der Zukunft denkt.“
Die Stadtverwaltung allein genügt nicht. „Themen wie Mobilitätswende und wie können wir eine gute Zukunft für uns und unsere Kinder entwickeln, die sind noch nicht in den Köpfen der Hallenser angekommen. Das zeigt ganz klar: Wir müssen noch viele Menschen abholen“, sagt Susanne Bär und Marco Gergele pflichtet bei: „Man muss an die Leute rangehen und das gemeinsam schaffen, diesen Balanceakt zu bewerkstelligen. Wir haben nur eine Chance dahinzukommen, wenn wir im Klimabündnis alle an einem Strang ziehen.“
Statt der herbeiphantasierten „Meinungsdiktatur“ geht es Gergele und Bär um etwas ganz anderes. Beide räumen ein, dass Menschen in ihrem Bekanntenkreis wenig mit dem Auto fahren und für die Klimakrise vergleichsweise stark sensibilisiert sind. Dennoch wird im Gespräch deutlich, dass sie sich einen offenen Austausch wünschen und die Hallenser:innen verstehen möchten. Susanne Bär stellt fest: „Hinter dem Autofahren stecken auch Bedürfnisse wie Mobilität, Individualität und Transport. Für all das gibt es bereits Alternativen, aber diese müssen eben attraktiver werden. All das muss man den Menschen näherbringen.“
Über das »wie« ist sie sich auch sicher. Es bräuchte Beteiligungsformate wie Bürgerräte, in denen zufällig ausgewählte Menschen aus der Stadt mit Expert:innen ins Gespräch kommen können und anschließend untereinander in den gemeinsamen Austausch gehen. „So ähnlich ist das auch in Frankreich mit dem Klimarat passiert. Letztendlich hat das ja sogar dazu geführt, dass der Ökozid in Frankreich jetzt strafbar ist. In so einem Format sitzen dann natürlich auch AfD-Wähler, die etwas mitnehmen können. Genauso sitzen dann dort Wähler der Grünen und Linken, die dann vielleicht mal nachvollziehen können, was denn die Ängste dieser Menschen sind. So durchbricht man Blasen“, sagt Susanne Bär.
Für solche Bürgerbeteiligungsformate würde man gerne die Stadtverwaltung gewinnen. Sollte dies jedoch nicht umsetzbar sein, müsste das Klimabündnis einspringen. HalleZero sieht sich dazu derzeit nicht in der Lage, wünscht sich aber generell mehr Menschen für die weitere ehrenamtliche Arbeit zu gewinnen. Es geht nicht nur um die jungen Menschen, die sich jetzt bereits stark engagieren, sondern vor allem um diejenigen, „die »keine Zeit haben« und im Arbeitsleben stehen. Die haben nämlich ganz viel »know-how«, Integrität, Durchhaltevermögen und bringen Dinge zu einem Ende.“ Als Kritik an der jungen Generation möchte Susanne Bär diesen Aufruf aber nicht verstanden haben und ergänzt: „Wir brauchen Menschen, die bereit sind das Engagement als Hobby zu sehen, sich mit den Inhalten zu beschäftigen und vielleicht auch eine Bürgerversammlung zu organisieren. Da müssen wir jetzt aktiv werden um Hallenser:innen davon zu überzeugen, teil der Veränderung zu werden. Anders wird das in Halle nicht funktionieren.“
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Klimastreik in Halle (Saale) - Ein Bericht - OSTPROG · 26. September 2021 at 2:45
[…] Die Polizei ging vor Ort von etwa 4000 Demonstrationsteilnehmer:innen aus. Klimaschutzaktivist Marco Gergele erwähnte, dass dies damit die bisher zweitgrößte Klimademo in der Stadt war. „Zum Großstreik […]
Klimatopia Halle: Neue Impulse für die Entwicklung der Händelstadt - OSTPROG · 13. Mai 2022 at 16:17
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