Ein häufiges Argument, das genannt wird, ist eine Verschärfung der Sanktionsmöglichkeiten durch Geldstrafen im Zuge von Rügen. Begründet wird das damit, dass nur empfindliche Geldstrafen einen Einfluss auf das Geschäftsmodell von BILD und anderen Publikationen haben kann, da diese trotz Verstößen, Zivilklagen und potentiellen Verlusten von Leser:innen aufgrund von Rügen immer noch mit ihrem Geschäftsmodell mehr Geld einnehmen als verlieren. Das sich die Mitglieder des Presserats jedoch auf eine solche Regelung einlassen steht aufgrund des Einflusses der Wirtschaftsverbände derzeit vollkommen außer Frage.
Im Hinblick auf meine persönliche Erfahrung mit dem Presserat habe ich hier jedoch einen Vorschlag, den man zumindest zur Kenntnis nehmen sollte. In Anlehnung an den deutschen Sozialwissenschaftler Horst Pöttker, der bereits 2005 die Transparenz der Regelungen des Presserats bemängelte, sehe ich darin derzeit ein Problem, welches mittelfristig zumindest lösbar scheint.
Als ich im Zuge einer Recherche über einen lokalen Querdenker über einen Online-Beitrag des BILD-Journalisten und Mitglied der BILD-Chefredaktion Alexander von Schönburg stolperte, war ich mir sicher, dass die Sache von öffentlichem Interesse sei. Den Hintergrund zur Sache habe ich in diesem Beitrag beschrieben. Im von mir kritisierten Beitrag von Alexander von Schönburg, legt er dem Pulitzer-Preisträger Thomas L. Friedman (New York Times) ein Zitat in den Mund, welches dieser nie verwendet hat. Auf mehrfache Anfragen von mir zur Quelle dieser Aussage, hat der Journalist, der gleichzeitig auch Mitglied der BILD-Chefredaktion ist, bislang nicht geantwortet. Viel dramatischer: der Beitrag ist weiterhin online verfügbar. Das Zitat ist perfektes Material für Querdenker:innen und sollte daher korrigiert werden. Doch eine Beschwerde von mir beim Presserat scheiterte, denn der Presserat hat die Regelung, dass Beschwerden nur angehört werden, wenn der veröffentlichte Beitrag nicht älter als ein Jahr ist. Dabei ist das Thema „Corona“ und „Querdenken“ weiterhin gesellschaftlich relevant. Die Beschränkung auf ein Jahr ist beliebig und sollte dringend angepasst werden.
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Falsche Ausgewogenheit im Öffentlich-rechtlichen Rundfunk | OSTPROG · 14. August 2021 at 15:26
[…] Kritik an Jan Fleischhauer (politischer Kolumnist beim Focus) habe ich an anderer Stelle bereits getätigt. Zur Erinnerung: „Der Kolumnist Jan Fleischhauer hat zur Normalisierung dieses […]
Transparenzkalender 2021 - OSTPROG · 22. Dezember 2021 at 18:31
[…] Analyse und Kommentar zum Deutschen Presserat: Rügenpresse? […]
Presserat duldet Intransparenz? - OSTPROG · 22. Mai 2022 at 2:55
[…] (falsche Ausgewogenheit) habe ich bereits in verschiedenen Kontexten geschrieben. Auch der Deutsche Presserat war bereits Thema. Heute geht es um eine Verschmelzung beider Themen und natürlich darf auch die […]