Wie die Initiative Familien zur Great Barrington Declaration steht, ist unklar. Auf Twitter schrieb die Initiative im April, dass sich ihre Forderungen „größtenteils“ nicht mit denen der GBD decken. Das bedarf jedoch einer Erklärung, denn die GBD hat nur eine konkrete Forderung: Durchseuchung bei gleichzeitigem Schutz der Risikogruppen. Das letzteres bei einer Durchseuchung nicht möglich ist, sagen alle seriösen Virolog:innen. Auf Nachfragen dazu reagierte die Initiative auf Twitter nicht.
Zarah Abendschön-Sawall verlinkte in ihrem Profil auf Twitter in der Vergangenheit direkt zur GBD. Nach Kritik löschte sie den Tweet, distanzierte sich und sprach von einem Fehler. Sie schrieb im April 2021: „Ich habe nach diesem Tweet mich nochmal belesen und erst da realisiert was wohl dahinter steht und diesen dann direkt gelöscht. [sic!]“
Wenn sich die Initiative tatsächlich für den Schutz von Kindern einsetzt, müsste sie theoretisch gerade aktiv gegen die derzeitige Situation lobbyieren und für mehr Schutzmaßnahmen an Schulen werben. Das Gegenteil ist der Fall. Welche Motivlage dies begünstigt hat, konnte ich mit einem Blick in die geschlossene Facebook-Gruppe der Initiative erahnen. Zum Thema Kinderimpfungen reichen die Reaktionen von Zurückhaltung, bis hin zu schierer Angst vor einer Impfung von Kindern.
Die Initiative Familien vertritt offensichtlich nicht die „Great Barrington Declaration“ sondern die – so nenne ich sie jetzt mal hypothetisch – „Little Barrington Declaration“. Die Idee dahinter scheint es zu sein, dass man durchaus Erwachsene impfen lassen sollte und diese schützenswert sind. Kinder, so macht es jedoch den Anschein, seien von Corona weitestgehend verschont. Eine mögliche Ansicht, der das Robert Koch-Institut klar widersprechen würde.
Blickt man aber nüchtern auf die regelmäßige Diskursverschiebung des Vereins, bleibt mir nur diese logische Schlussfolgerung übrig. Unabhängig davon, welche Beziehungen zwischen INSM und der Initiative Familien bestehen, scheint es Angst vor der Kinderimpfung und auch vor Masken zu sein, die die Mitglieder antreibt. Das ist keine Coronaleugnung, aber eine Verharmlosung der Folgen von Corona für Kinder und Jugendliche, von der letztlich auch Risikogruppen betroffen sind. Zudem hat dies selbstverständlich auch Auswirkungen auf Erwachsene, die sich potentiell bei ihren Kindern anstecken können.
Ich schließe diesen Kommentar mit dem erneuten Appell: Gebt dieser Initiative und ihren Mitgliedern keinen Raum. Weder medial, noch politisch. Wer dies jetzt noch tut, wird einen eher unrühmlichen Platz in der Geschichte einnehmen, davon bin ich fest überzeugt. Man kann sich immer ändern. Das gestehe ich zu. Selbst der Initiative. Aber solange man Personen mit solchen Ansichten mediales und politisches Gehör verschafft, besteht keine Hoffnung darauf, dass eine Veränderung zu erwarten ist.
3 Comments
Querdenken „mit einer schöneren Oberfläche“? - OSTPROG · 14. Dezember 2021 at 19:27
[…] offen ist und in der Vergangenheit bereits mit solchen direkt Kooperiert hat, sind eindeutig. Zwei der vier Vorstandsmitglieder sind auf Twitter mit Mitgliedern der Querdenkerbewegung […]
Der naive Liberalismus des Tom Bohn: Tatort Querdenken - OSTPROG · 19. Dezember 2021 at 23:55
[…] verschwieg jedoch ein wichtiges Detail meiner Berichterstattung, wie ich in einem Kommentar hier bereits dargelegt hatte. Laut Für Familien äußerte sich zu dieser Demonstration und den Umständen nach meinem Wissen […]
Initiative Familien trifft Goldener Aluhut - OSTPROG · 8. März 2022 at 17:30
[…] von 12 bis 17 Jahren sucht man auf den offiziellen Kanälen der Initiative vergebens. Über mögliche Gründe dafür, habe ich in der Vergangenheit bereits geschrieben. Die Kommunikation der Initiative Familien dazu […]